Humanismus in Star Trek: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Schöpfer des [[Star Trek]]-Franchise [[Gene Roddenberry]] (1921-1991) war [[Weltlicher Humanismus|weltlicher Humanist]]. Diese Überzeugung ließ er in die Gestaltung seiner inzwischen weltweit millionenfach bekannten und verehrten Werke einfließen, welche er als Werkzeug ansah, zur Lösung realer gesellschaftlicher Probleme, wie beispielsweise [[Krieg]], [[Rassismus]], [[Sexismus]], [[Ausbeutung und Unterdrückung]] sowie anderer, beizutragen. Daneben werden in den von ihm verantworteten Episoden und Filmen etliche andere gesellschaftlich relevante Themen wie zum Beispiel [[Religion]], [[Menschenrechte]], [[Diplomatie und Recht]] sowie [[Wissenschaft|wissenschaftliche]] [[Ethik]] behandelt.
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Der Schöpfer des [[Star-Trek-Franchise]] [[Gene Roddenberry]] (1921-1991) war [[Weltlicher Humanismus|weltlicher Humanist]]. Diese Überzeugung ließ er in die Gestaltung seiner inzwischen weltweit millionenfach bekannten und verehrten Werke einfließen, welche er als Werkzeug ansah, zur Lösung realer gesellschaftlicher Probleme, wie beispielsweise [[Krieg]], [[Rassismus]], [[Sexismus]], [[Ausbeutung und Unterdrückung]] sowie anderer, beizutragen. Daneben werden in den von ihm verantworteten Episoden und Filmen etliche andere gesellschaftlich relevante Themen wie zum Beispiel [[Religion]], [[Menschenrechte]], [[Diplomatie und Recht]] sowie [[Wissenschaft|wissenschaftliche]] [[Ethik]] behandelt.
Auf der Grundlage dieser Konzeption entwickelten die Autoren und Produzenten des Franchise ein Universum, in dessen [[Vereinigte Föderation der Planeten|Vereinigter Föderation der Planeten]] Milliarden von Personen unterschiedlichster irdischer und außerirdischer Völker in Frieden zusammenleben. Probleme der Gegenwart sind überwunden, Gewalt und Ungerechtigkeit gehören der Vergangenheit an.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Star_Trek#Idee_und_Grundkonzept Star Trek in der Wikipedia:] <q>Star Trek beschreibt eine utopische Zukunft, in der die Menschheit enorme soziale und technische Fortschritte erzielt hat. Erzählt werden die Geschichten von Schiffsmannschaften und Mitreisenden auf Raumschiffen und -stationen der militärischen und wissenschaftlichen Sternenflotte. Von besonderer Bedeutung ist die Errungenschaft des Warp-Antriebs, der die quasi-überlichtschnelle interstellare Raumfahrt und somit den Kontakt zu extraterrestrischen Spezies überhaupt erst ermöglicht. Darüber hinaus hat die Menschheit die meisten der heutigen Probleme, wie etwa soziale Ungleichheit, Rassismus, Intoleranz, Armut und Krieg, überwunden. Auch Kapitalismus und Geldfunktion existieren nicht mehr. Die Menschheit ist zu einer globalen Einheit herangewachsen und besiedelt über die Erde hinaus weitere Planeten. Dabei verfolgt sie das Prinzip der friedlichen Koexistenz mit anderen Lebensformen. In diesem Sinne schloss sie sich mit einer Vielzahl weiterer Spezies zur 2161 gegründeten Vereinigten Föderation der Planeten zusammen. Obwohl mit der Sternenflotte eine militärische Organisation herausgebildet wurde, gilt die friedliche Erforschung fremder Welten und Zivilisationen als Leitmotiv. Die Menschheit und die Föderation werden jedoch von anderen Spezies, die zumeist imperialistische Motive verfolgen, als Konkurrenz wahrgenommen, was zu neuen Kriegen führt.
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Auf der Grundlage dieser Konzeption entwickelten die Autoren und Produzenten des Franchise ein Universum, in dessen [[Vereinigte Föderation der Planeten|Vereinigter Föderation der Planeten]] Milliarden von Personen unterschiedlichster irdischer und außerirdischer Völker in Frieden zusammenleben. Probleme der Gegenwart sind überwunden, Gewalt und Ungerechtigkeit gehören der Vergangenheit an.<ref>[http://de.wikipedia.org/wiki/Star_Trek#Idee_und_Grundkonzept Star Trek in der Wikipedia]</ref> Diese Philosophie äußert sich in Star Trek häufig in Form von Konflikten zwischen Personen oder Gruppen und damit im Zusammenhang stehenden Gewissenskonflikten einzelner Charaktere. Die Lösung dieser Konflikte basiert zumeist auf der Annahme, dass <q>Menschen fähig sind, ihre Probleme rational zu lösen und dass die Menschheit durch kritisches Denken und gemeinsame Bemühungen vorankommen und sich entwickeln wird.</q><ref>[http://67.104.146.36/english/STAR_TREK/humanistinterview/humanist.html Interview with Gene Roddenberry: Writer, Producer, Philosopher, Humanist] (englisch)</ref>
  
Der Star-Trek-Schöpfer Gene Roddenberry war ein leidenschaftlicher Fürsprecher egalitärer Politik und benutzte die Serien häufig, um seine Vision einer auf diesen Prinzipien basierenden zukünftigen Gesellschaft zu vermitteln.
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[[Datei:Stone_Commodore.jpg|thumb|Commodore Stone]]
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Gerade im Kampf gegen den [[Rassismus]] nimmt das in der [[Raumschiff Enterprise|Originalserie Star Trek]] (1966-1969) revolutionäre Konzept [[Gene Roddenberry|Gene Roddenberrys]] einen eigenen Platz in der Mediengeschichte ein. Zur Zeit des Höhepunkts der amerikanischen [[Bürgerrechtsbewegung]] (am 4. April 1968 wurde [[Martin Luther King]] ermordet) treten in der [[Science Fiction|Science-Fiction]]-Fernsehserie Star Trek neben einem Hauptdarsteller, der einen halb menschlichen - halb außerirdischen [[Erster Offizier|Ersten Offizier]] spielt, ständige Nebendarsteller als Besatzungsmitglieder des [[Raumschiff|Raumschiffs]] [[USS Enterprise (NCC-1701)|Enterprise]] in Erscheinung, wie die afrikanische [[Kommunikationsoffizier]]in [[Lieutenant]] [[Nyota Uhura|Uhura]] oder der [[Japan|japanische]] [[Steuermann]] [[Sulu]] (zwanzig Jahre zuvor waren die Japaner ein erbitterter Feind der [[USA]] im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]), die damals in den USA noch von der Gesetzgebung diskriminiert wurden. Die Folge, in der in einer Szene ein [[Kuss]] zwischen Uhura und Kirk vorkommt, wurde in einigen (Süd-)Staaten mit einem Sendeverbot ("aus sittlichen Gründen") belegt. In einigen Episoden kommen z. B. farbige Vorgesetzte ([[Commodore]] [[Stone (Commodore)|Stone]], [[Captain]] [[Chandra (Mensch)|Chandra]]) des weißen [[Protagonist|Protagonisten]], oder farbige [[Wissenschaftler|Wissenschafter]] ([[Lieutenant]] [[Boma]], [[Doktor|Dr.]] [[Richard Daystrom]]) vor. Dieser egalitäre Ansatz mag wohl auch der Grund sein, weshalb die [[Produzent|Produzenten]] von [[NBC]] das Potenzial der Serie nicht erkennen wollten, diese allmählich abwürgten und warum [[Raumschiff Enterprise]] erst Jahre später so erfolgreich wurde. 1987, als Roddenberry und sein Produktionsteam noch am Anfang ihrer Dreharbeiten zu [[Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert]] waren, "passierte" ihnen allerdings eine Folge mit ziemlich rassistischem Inhalt. In [[Star Trek: Deep Space Nine]] wird der Rassismus in den USA des zwanzigsten Jahrhunderts ebenfalls thematisiert ({{TOS|Notlandung auf Galileo 7|Kirk unter Anklage}}; {{TOS|Computer M5}}; {{TOS|Platons Stiefkinder}}; {{TNG|Der Ehrenkodex}}; {{DS9|Jenseits der Sterne}}; {{DS9|Badda-Bing, Badda-Bang}}).
  
Die Idee zu einer Science-Fiction-Serie hatte er in den frühen 1960er Jahren. Die grundsätzliche Idee war, eine Serie in einer „positiven Zukunft“ spielen zu lassen – eine Bemerkung, die im Zusammenhang mit dem Kalten Krieg, der vorangegangenen Kubakrise und einem zu dieser Zeit realistischerweise zu befürchtenden Atomkrieg zu verstehen ist.</q></ref> Diese Philosophie äußert sich in Star Trek häufig in Form von Konflikten zwischen Personen oder Gruppen und damit im Zusammenhang stehenden Gewissenskonflikten einzelner Charaktere. Die Lösung dieser Konflikte basiert zumeist auf der Annahme, dass <q>Menschen fähig sind, ihre Probleme rational zu lösen und dass die Menschheit durch kritisches Denken und gemeinsame Bemühungen vorankommen und sich entwickeln wird.</q><ref>[http://67.104.146.36/english/STAR_TREK/humanistinterview/humanist.html Interview with Gene Roddenberry: Writer, Producer, Philosopher, Humanist] (englisch)</ref>
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Die Anziehung, die diese Konzeption auf das Publikum ausübt, führte unter anderem zu dem Ergebnis, dass beispielsweise [[Whoopi Goldberg]] um eine Gastrolle in [[Star Trek: The Next Generation]] bat, und diese auch bekam. Ihr Vorbild war Lieutenant Uhura, nach Goldbergs Wahrnehmung die erste Schwarze im Fernsehen, die kein Dienstmädchen war. Sie sagte, dass diese Darstellung einer von Rassismus befreiten Zukunft ihr Hoffnung gebe.
  
 
Die Nichteinmischung in fremde Kulturen hat in Star Trek einen hohen Stellenwert, da im Vergleich zu den Protagonisten unterentwickelte Gemeinschaften durch den Kontakt mit weit überlegener Technologie Gefahr laufen würden, einen für sie selbst oder andere schädlichen Weg gesellschaftlicher Entwicklung einzuschlagen ({{ENT|Lieber Doktor}}; siehe auch [[Oberste Direktive]]).
 
Die Nichteinmischung in fremde Kulturen hat in Star Trek einen hohen Stellenwert, da im Vergleich zu den Protagonisten unterentwickelte Gemeinschaften durch den Kontakt mit weit überlegener Technologie Gefahr laufen würden, einen für sie selbst oder andere schädlichen Weg gesellschaftlicher Entwicklung einzuschlagen ({{ENT|Lieber Doktor}}; siehe auch [[Oberste Direktive]]).
 
  
 
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[[Kategorie:Meta-Trek]]

Aktuelle Version vom 13. März 2022, 19:51 Uhr

RealWorld-Artikel
Aus der Perspektive der realen Welt geschrieben.
Mit Jean-Luc Picard schenkte der Humanist Gene Roddenberry Star Treks zweiter Generation einen Captain mit einer edlen Gesinnung.

Der Schöpfer des Star-Trek-Franchise Gene Roddenberry (1921-1991) war weltlicher Humanist. Diese Überzeugung ließ er in die Gestaltung seiner inzwischen weltweit millionenfach bekannten und verehrten Werke einfließen, welche er als Werkzeug ansah, zur Lösung realer gesellschaftlicher Probleme, wie beispielsweise Krieg, Rassismus, Sexismus, Ausbeutung und Unterdrückung sowie anderer, beizutragen. Daneben werden in den von ihm verantworteten Episoden und Filmen etliche andere gesellschaftlich relevante Themen wie zum Beispiel Religion, Menschenrechte, Diplomatie und Recht sowie wissenschaftliche Ethik behandelt. Auf der Grundlage dieser Konzeption entwickelten die Autoren und Produzenten des Franchise ein Universum, in dessen Vereinigter Föderation der Planeten Milliarden von Personen unterschiedlichster irdischer und außerirdischer Völker in Frieden zusammenleben. Probleme der Gegenwart sind überwunden, Gewalt und Ungerechtigkeit gehören der Vergangenheit an.[1] Diese Philosophie äußert sich in Star Trek häufig in Form von Konflikten zwischen Personen oder Gruppen und damit im Zusammenhang stehenden Gewissenskonflikten einzelner Charaktere. Die Lösung dieser Konflikte basiert zumeist auf der Annahme, dass Menschen fähig sind, ihre Probleme rational zu lösen und dass die Menschheit durch kritisches Denken und gemeinsame Bemühungen vorankommen und sich entwickeln wird.[2]

Commodore Stone

Gerade im Kampf gegen den Rassismus nimmt das in der Originalserie Star Trek (1966-1969) revolutionäre Konzept Gene Roddenberrys einen eigenen Platz in der Mediengeschichte ein. Zur Zeit des Höhepunkts der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (am 4. April 1968 wurde Martin Luther King ermordet) treten in der Science-Fiction-Fernsehserie Star Trek neben einem Hauptdarsteller, der einen halb menschlichen - halb außerirdischen Ersten Offizier spielt, ständige Nebendarsteller als Besatzungsmitglieder des Raumschiffs Enterprise in Erscheinung, wie die afrikanische Kommunikationsoffizierin Lieutenant Uhura oder der japanische Steuermann Sulu (zwanzig Jahre zuvor waren die Japaner ein erbitterter Feind der USA im Zweiten Weltkrieg), die damals in den USA noch von der Gesetzgebung diskriminiert wurden. Die Folge, in der in einer Szene ein Kuss zwischen Uhura und Kirk vorkommt, wurde in einigen (Süd-)Staaten mit einem Sendeverbot ("aus sittlichen Gründen") belegt. In einigen Episoden kommen z. B. farbige Vorgesetzte (Commodore Stone, Captain Chandra) des weißen Protagonisten, oder farbige Wissenschafter (Lieutenant Boma, Dr. Richard Daystrom) vor. Dieser egalitäre Ansatz mag wohl auch der Grund sein, weshalb die Produzenten von NBC das Potenzial der Serie nicht erkennen wollten, diese allmählich abwürgten und warum Raumschiff Enterprise erst Jahre später so erfolgreich wurde. 1987, als Roddenberry und sein Produktionsteam noch am Anfang ihrer Dreharbeiten zu Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert waren, "passierte" ihnen allerdings eine Folge mit ziemlich rassistischem Inhalt. In Star Trek: Deep Space Nine wird der Rassismus in den USA des zwanzigsten Jahrhunderts ebenfalls thematisiert (TOS: Notlandung auf Galileo 7, Kirk unter Anklage; TOS: Computer M5; TOS: Platons Stiefkinder; TNG: Der Ehrenkodex; DS9: Jenseits der Sterne; DS9: Badda-Bing, Badda-Bang).

Die Anziehung, die diese Konzeption auf das Publikum ausübt, führte unter anderem zu dem Ergebnis, dass beispielsweise Whoopi Goldberg um eine Gastrolle in Star Trek: The Next Generation bat, und diese auch bekam. Ihr Vorbild war Lieutenant Uhura, nach Goldbergs Wahrnehmung die erste Schwarze im Fernsehen, die kein Dienstmädchen war. Sie sagte, dass diese Darstellung einer von Rassismus befreiten Zukunft ihr Hoffnung gebe.

Die Nichteinmischung in fremde Kulturen hat in Star Trek einen hohen Stellenwert, da im Vergleich zu den Protagonisten unterentwickelte Gemeinschaften durch den Kontakt mit weit überlegener Technologie Gefahr laufen würden, einen für sie selbst oder andere schädlichen Weg gesellschaftlicher Entwicklung einzuschlagen (ENT: Lieber Doktor; siehe auch Oberste Direktive).

Quellen[Bearbeiten]