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− | Was mich an Star Trek sehr fasziniert, ist die positiv-humanistische Zukunftsvision ‒ und die heile Welt von TNG war in schweren Zeiten ein großartiger Zufluchtsort vor den Problemen meines Lebens. In dieser Welt zuhause machte ich dann (als Kind) relativ kritiklos das mit, was ich heute als „Rechtsschwenk“ des Franchise bezeichnen würde, die Hinwendung zu mehr Individualismus, stärkere Konfliktorientierung und veränderte Bewertung von Religion und (Aber-)Glauben, besonders im Verlauf von DS9, das sogar dem in TNG längst überkommen geglaubten Streben nach Profit ein warmes Plätzchen im Franchise verschaffte. Heute sehe ich Star Trek in einem anderen, viel bewussteren Licht, da auch ich mich stark verändert habe und wünsche mir eine stärkere Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen, vom humanistischen Standpunkt der Star-Trek-Philosophie aus. Das ist etwas, das schon seit The Cage | + | Was mich an Star Trek sehr fasziniert, ist die positiv-humanistische Zukunftsvision ‒ und die heile Welt von TNG war in schweren Zeiten ein großartiger Zufluchtsort vor den Problemen meines Lebens. In dieser Welt zuhause machte ich dann (als Kind) relativ kritiklos das mit, was ich heute als „Rechtsschwenk“ des Franchise bezeichnen würde, die Hinwendung zu mehr Individualismus, stärkere Konfliktorientierung und veränderte Bewertung von Religion und (Aber-)Glauben, besonders im Verlauf von DS9, das sogar dem in TNG längst überkommen geglaubten Streben nach Profit ein warmes Plätzchen im Franchise verschaffte. Heute sehe ich Star Trek in einem anderen, viel bewussteren Licht, da auch ich mich stark verändert habe und wünsche mir eine stärkere Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen, vom humanistischen Standpunkt der Star-Trek-Philosophie aus. Das ist etwas, das schon seit The Cage dazugehört hat, einer der Grundpfeiler des Franchise. Gene Roddenberry träumte nämlich von einer Welt ohne Ungerechtigkeit, Gewalt, Armut und Hunger und war überzeugt, dass der Mensch durch solidarisches Handeln auf der Grundlage rationalen Denkens und hoch entwickelter Technologie in der Lage ist, seine Geschicke in die eigenen Hände zu nehmen. In diesem Sinne gestaltete er seine Geschichten, die oftmals zeitgenössische Probleme behandelten, die mit diesem Herangehen aber gelöst werden konnten. In Zeiten des kalten Krieges, der auch und gerade Fernsehschaffenden bestimmte Grenzen aufzwang, geriet Roddenberry häufig mit Studiobossen aneinander und musste erkennen, dass es immer noch Themen gab, über die man nicht schreiben konnte. |
In Gene Roddenberrys Gedankenwelt war die Zukunft ein pazifistisches Utopia, das zwar sehr verlockend, aber ‒ besonders im Hinblick auf das Zustandekommen dieser Verhältnisse ‒ meiner heutigen Meinung nach eher unrealistisch war. Sympathien für „die Russen“ hatte er durchaus, ob es allerdings Roddenberrys pazifisitscher Haltung entsprang, das Zustandekommen des Weltfriedens ohne Weltrevolution zu entwerfen (es sei denn der 3. Weltkrieg beinhaltet ein solches Szenario), oder ob das eine Vorgabe des Studios war, vermag ich nicht zu beurteilen. Dass er es jedoch wahrscheinlicher erscheinen ließ, dass erst der Kontakt mit Außerirdischen es der Menschheit ermöglichen könnte, sich in Frieden zusammenzuschließen, als dass sie das ohne Einflüsse einer „höheren Macht“ schaffen würde, könnte ihm allerdings als ein Zeichen für Misstrauen in seine eigene Vision ausgelegt werden. Ich glaube aber, wenn ich seine Äußerungen richtig deute, dass er einige Enttäuschungen erlebt hat, die er nicht verarbeiten konnte, gerade wenn ich berücksichtige, dass er die Telepathin Lwaxana Troi mit seiner Ehefrau Majel Barrett besetzt hat: Telepathen haben keinerlei Geheimnisse, man weiß stets, woran man bei ihnen ist. | In Gene Roddenberrys Gedankenwelt war die Zukunft ein pazifistisches Utopia, das zwar sehr verlockend, aber ‒ besonders im Hinblick auf das Zustandekommen dieser Verhältnisse ‒ meiner heutigen Meinung nach eher unrealistisch war. Sympathien für „die Russen“ hatte er durchaus, ob es allerdings Roddenberrys pazifisitscher Haltung entsprang, das Zustandekommen des Weltfriedens ohne Weltrevolution zu entwerfen (es sei denn der 3. Weltkrieg beinhaltet ein solches Szenario), oder ob das eine Vorgabe des Studios war, vermag ich nicht zu beurteilen. Dass er es jedoch wahrscheinlicher erscheinen ließ, dass erst der Kontakt mit Außerirdischen es der Menschheit ermöglichen könnte, sich in Frieden zusammenzuschließen, als dass sie das ohne Einflüsse einer „höheren Macht“ schaffen würde, könnte ihm allerdings als ein Zeichen für Misstrauen in seine eigene Vision ausgelegt werden. Ich glaube aber, wenn ich seine Äußerungen richtig deute, dass er einige Enttäuschungen erlebt hat, die er nicht verarbeiten konnte, gerade wenn ich berücksichtige, dass er die Telepathin Lwaxana Troi mit seiner Ehefrau Majel Barrett besetzt hat: Telepathen haben keinerlei Geheimnisse, man weiß stets, woran man bei ihnen ist. |
Version vom 5. August 2016, 18:27 Uhr
Hi, ich bin das Tetryon.
Seit meiner Kindheit liebe ich Star Trek, vor allem TNG hat mein Leben beeinflusst. Außer von TOS und TAS kenne ich alle Episoden aller Serien (Stand August 2016) und habe sie auch mindestens zweimal (meist eher drei- bis viermal) gesehen. TOS finde ich zwar sehr charmant, aber hier halte ich noch kein längeres Binge Watching durch, ist mir einfach zu old school (Asche auf mein Haupt). TAS fehlt in meiner Sammlung noch fast völlig, wofür ich mich allerdings nicht schäme.
Mein Ranking der Serien ist:
1. TNG
den 2. Platz teilen sich DS9, VOY und ENT
3. TOS
4. TAS
(Die Filme will ich mal außen vor lassen.)
Was mich an Star Trek sehr fasziniert, ist die positiv-humanistische Zukunftsvision ‒ und die heile Welt von TNG war in schweren Zeiten ein großartiger Zufluchtsort vor den Problemen meines Lebens. In dieser Welt zuhause machte ich dann (als Kind) relativ kritiklos das mit, was ich heute als „Rechtsschwenk“ des Franchise bezeichnen würde, die Hinwendung zu mehr Individualismus, stärkere Konfliktorientierung und veränderte Bewertung von Religion und (Aber-)Glauben, besonders im Verlauf von DS9, das sogar dem in TNG längst überkommen geglaubten Streben nach Profit ein warmes Plätzchen im Franchise verschaffte. Heute sehe ich Star Trek in einem anderen, viel bewussteren Licht, da auch ich mich stark verändert habe und wünsche mir eine stärkere Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen, vom humanistischen Standpunkt der Star-Trek-Philosophie aus. Das ist etwas, das schon seit The Cage dazugehört hat, einer der Grundpfeiler des Franchise. Gene Roddenberry träumte nämlich von einer Welt ohne Ungerechtigkeit, Gewalt, Armut und Hunger und war überzeugt, dass der Mensch durch solidarisches Handeln auf der Grundlage rationalen Denkens und hoch entwickelter Technologie in der Lage ist, seine Geschicke in die eigenen Hände zu nehmen. In diesem Sinne gestaltete er seine Geschichten, die oftmals zeitgenössische Probleme behandelten, die mit diesem Herangehen aber gelöst werden konnten. In Zeiten des kalten Krieges, der auch und gerade Fernsehschaffenden bestimmte Grenzen aufzwang, geriet Roddenberry häufig mit Studiobossen aneinander und musste erkennen, dass es immer noch Themen gab, über die man nicht schreiben konnte.
In Gene Roddenberrys Gedankenwelt war die Zukunft ein pazifistisches Utopia, das zwar sehr verlockend, aber ‒ besonders im Hinblick auf das Zustandekommen dieser Verhältnisse ‒ meiner heutigen Meinung nach eher unrealistisch war. Sympathien für „die Russen“ hatte er durchaus, ob es allerdings Roddenberrys pazifisitscher Haltung entsprang, das Zustandekommen des Weltfriedens ohne Weltrevolution zu entwerfen (es sei denn der 3. Weltkrieg beinhaltet ein solches Szenario), oder ob das eine Vorgabe des Studios war, vermag ich nicht zu beurteilen. Dass er es jedoch wahrscheinlicher erscheinen ließ, dass erst der Kontakt mit Außerirdischen es der Menschheit ermöglichen könnte, sich in Frieden zusammenzuschließen, als dass sie das ohne Einflüsse einer „höheren Macht“ schaffen würde, könnte ihm allerdings als ein Zeichen für Misstrauen in seine eigene Vision ausgelegt werden. Ich glaube aber, wenn ich seine Äußerungen richtig deute, dass er einige Enttäuschungen erlebt hat, die er nicht verarbeiten konnte, gerade wenn ich berücksichtige, dass er die Telepathin Lwaxana Troi mit seiner Ehefrau Majel Barrett besetzt hat: Telepathen haben keinerlei Geheimnisse, man weiß stets, woran man bei ihnen ist.
Enttäuscht war er wohl auch, dass er mitten in TNG als Verantwortlicher „gestürzt“ und in eine „Beraterfunktion“ gedrängt wurde. Ich gehe davon aus, dass dies der Zeitpunkt war, zu dem der grundlegende Kurswechel im Franchise eingeleitet wurde; der Zweck war wohl die verstärkte Kommerzialisierung.
DS9 ging von Anfang an andere Wege. Vorteile des veränderten Geschichtenerzählens waren die Zunahme an Spannung und Action, die größere Tiefe und Facettenreichtum der Figuren. Vom Standpunkt der positiv-humanistischen Zukunftsvision war der Nachteil das Abrücken von vielen mit fortschrittlichem Anspruch belegten Aspekten des Franchise. Die Zukunft war düsterer und bedrohlicher, nichts schien mehr sicher. Die Sternenflotte musste nun Krieg führen und es gab plötzlich Verschwörungen gegen die Roddenberry-Philosophie. Der Mensch war wieder uneins. So manchen Fan hat das sehr gekränkt, wo war der ganze schöne Eskapismus hin? Betrachtet man Star Trek aber nicht als Zufluchtsort vor der Realität, sondern als Mittel, um die Realität zu verändern, so bietet sich diese Form auch an. Die Konfliktfreude von DS9 in den Dienst der positiven Zukunftsvision von TNG zu stellen, wäre etwas, das ich sehr spannend finden würde. Es wäre eine gute Möglichkeit, den fortschrittlichen Anspruch mit kämpferischen Untertönen zu versehen ‒ besonders, wenn die neue Serie es wagt, heiße Eisen anzupacken. Dazu könnte ich sehr gut damit leben, wenn es innerhalb von Föderation und Sternenflotte auch einige Konflikte gibt, so lange diese gut durchdacht und auf den Kanon abgestimmt sind.